Ausgesprochen. Gut. Geeinigt. Kommunikation und Karriereplanung in der Partnerschaft

Der Partner sagt nur ein Wort und schon wissen wir, wie der Satz enden wird? Wir verfangen uns viel zu häufig in den gleichen Argumentations­ketten? Das Thema wird vertagt, aber nicht richtig gelöst? Kommt dir das irgendwie bekannt vor?

Kommunikation an sich ist bereits ein komplexes Thema, welches mit seinen zahlreichen Facetten leicht Missverständnisse verursachen kann. Man schaue nur auf die unterschiedlichen Kommunikationsebenen (siehe auch: Schulz von Thun), die Aspekte der nonverbalen und der verbalen Botschaften sowie die Arten der unterschiedlichen Persönlichkeitstypen in den Kontakt zu treten (Nähe vs. Distanz nach dem Modell von Riemann & Thomann). Bei all diesen Dimensionen wurde das Thema Paarbeziehung mit den daraus entstehenden Dynamiken noch gar nicht berücksichtigt.

Kommunikation in Partnerschaften zeichnet sich dadurch aus, dass wir hier nicht selten ein relativ dichtes Gewirr aus Projektionen von beiden Seiten auf die Rolle des Partners – je nach Vorbildern und eigenen Beziehungserfahrungen – finden. Dieses wird zusätzlich durch wiederkehrende Routinen aufgepeppt, welche dann in mehr oder weniger festen Kommunikationsmustern münden.

Also hatte der alte Sigmund doch ein wenig recht, als er sagte:

„Niemals sind wir so verletzlich, als wenn wir lieben.“ (Sigmund Freud)

Nun könnte man fragen, wieso es an dieser Stelle eine Rolle spielt, von Liebe zu reden – es geht doch um Karriereplanung. Ja, das ist richtig, aber es geht auch um Einigung, um Einigung mit einem Menschen, den man liebt, mit dem man gerade eine Familie gegründet hat. Und bei der Einigung sind sowohl die eingespielte Kommunikation des Paars als auch die Erwartungen, die an den Partner gestellt werden, relevant. Wer steckt wie oft zurück? Wer hält wem den Rücken frei? Wer darf seine Ziele wann und wie oft realisieren auf wessen „Kosten“?

Die eigenen Ziele benennen

Mit der neuen Familiensituation als junge Eltern schlagen wahrscheinlich allein schon in unserer Brust mehrere Herzen. Fragen wie: „Was will  ich für unsere Kinder?“, „Welcher Typ von Mutter/Vater will ich sein?“, „Wie viel Zeit möchte ich für das Erfüllen dieser Rolle haben?“, „Möchte ich wieder arbeiten?“, „Welche beruflichen Wünsche und Vor­stellungen habe ich?“.

Hast du bereits eine Vorstellung, wie für dich persönlich die Priorisierung und Planung aussehen würde, ist es wichtig, diese als einen Erstentwurf zu kommunizieren. Denn weder einfach die eigenen Pläne umzusetzen – in der Hoffnung, der Andere zieht mit – noch die eigenen Wünsche herunterzuschlucken, wird die Familie langfristig glücklich machen.

Bei der Kommunikation ist das Wort ENTWURF sehr wichtig. Diese Gespräche über die Realisierung von beruflichen Zielen sind wie ein Tanz auf heißen Kohlen. Denn ein „ich nehme mir mehr“ heißt auch immer „du bekommst etwas weniger“. Richtig! Ich spreche hier von der in dieser Phase doch so heiligen Ressource Zeit.

Selbst wenn du hier also vermeintlich nur über dich und deine Pläne sprichst, wird oft implizit die Botschaft: „deine Ziele sind weniger wichtig“ oder „deine Wünsche interessieren mich eigentlich nicht“ verstanden. Ich weiß nicht, ob es dir schon einmal in der Diskussion über die Berufsplanung so ergangen ist, aber hier hat man schneller die Route in Richtung „Konflikt“ eingeschlagen, als man es realisiert.

Die Ziele des Anderen verstehen

Das Gleiche gilt für den Moment, in dem dein Partner dir seine Ziele erläutert. Vielleicht startest du hier mal den Versuch, nur auf das nackte Wort zu hören, das dein Partner sagt. Nicht schon während er es ausspricht, das „ich würde gerne …“ in ein „das heißt für mich …“ umzudrehen. Sondern einfach einmal einen Schritt rauszutreten, sich vielleicht sogar vorzustellen, ein guter Freund oder eine Freundin würde grade von seinen/ihren Plänen erzählen, und versuchen zu verstehen:

  • Warum ist es für ihn/sie so wichtig?
  • Was wären Alternativen?
  • Wie sieht sein/ihr Plan für die Familie aus?

Mit dem Partner verhandeln

So absurd es vielleicht klingt, aber es sollte tatsächlich ein Aushandeln über einen gemeinsamen Plan erfolgen. Auf Basis der beiden Entwürfe kann losgelegt werden, die Eindrücke, Empfindungen und Sorgen zu besprechen.

Sich aus dem Diskurs herauszuziehen, beleidigt zu sein, mangelnde Liebe zu unterstellen, Unterstützung zu fordern oder „entweder-oder“-Optionen reinzubringen, sind nicht selten Dynamiken, die in der Kommunikation in der Partnerschaft auftauchen. Denn es ist, wie es aus Freuds Zitat eingangs hervorgeht so, dass nirgendwo sonst Verletzbarkeit und Zuneigung so nah beieinander liegen wie in der Paarbeziehung. Umso wichtiger ist es also, Beziehung und gemeinsame Karriereentwürfe nicht zu vermischen und Botschaften nicht zu missinterpretieren.

Denn besser zu Beginn kontrovers und intensiv diskutiert, als später drüber gestolpert oder lange nachgetragen.

Cause don’t we wanna end up looking in the same direction?

 

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Über die Autorin

Carla Wölk

Carla Wölk ist Diplom-Psychologin, ausgebildeter Coach und Psychodrama Praktikerin. Als freie Trainerin, Coach und Beraterin arbeitet sie unter ihrer Marke perspektiven personalmanagement in den Bereichen Personalentwicklung, Personalauswahl und Persönliche Weiterentwicklung. Jungen Eltern möchte sie helfen, im individuellen Veränderungsprozess Lösungsideen und Strategien zu entwickeln und diese gemeinsam als Familie umzusetzen.

Quellnachweis Titelbild: Peter Bernik (shutterstock.com)

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